Monday, April 29, 2024
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Hat der Asteroid doch nicht die Dinosaurier umgebracht?

Die Dinosaurier könnten möglicherweise auch ohne den bekannten Asteroideneinschlag vor 66 Millionen Jahren ausgestorben sein, wie ein neues Computermodell nahelegt. Nach den Ergebnissen des Modells, die in der Zeitschrift “Science” veröffentlicht wurden, könnte die massive vulkanische Aktivität in Westindien zu dieser Zeit ausgereicht haben, um das Ende der Dinosaurier herbeizuführen. Diese Erkenntnis könnte dazu beitragen, die langanhaltende Kontroverse darüber zu klären, was das ausschlaggebende Ereignis für das Massenaussterben war.

Die Frage, warum die Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren ausgestorben sind, beschäftigt Wissenschaftler seit langem. War es der Einschlag des Chicxulub-Asteroiden im heutigen Mexiko, eine Reihe massiver Vulkanausbrüche im westindischen Dekkan-Trapp oder vielleicht eine Kombination aus beidem? In allen Szenarien wäre nach der vorherrschenden Meinung die Freisetzung erheblicher Mengen Kohlen- und Schwefeldioxid für das Aussterben der Dinosaurier verantwortlich gewesen. Diese veränderte Zusammensetzung der Atmosphäre hätte zu extremen Temperaturschwankungen geführt und die Nahrungsketten zusammenbrechen lassen.

Die wissenschaftliche Gemeinschaft ist in dieser Debatte tief gespalten, und da sie oft hitzig geführt wird, haben Alexander Cox und Brenhin Keller vom Dartmouth College in den USA einen neutralen Schiedsrichter ins Spiel gebracht, um Klarheit zu schaffen.

Ihre Idee war es, einen unvoreingenommenen Computer anstelle eines Menschen nach der Ursache für das Massenaussterben am Ende der Kreidezeit suchen zu lassen. Um diesen Ansatz umzusetzen, nutzten Cox und Keller ein Computermodell des irdischen Kohlenstoffkreislaufs, das normalerweise dazu verwendet wird, zukünftige Szenarien zu prognostizieren. Auf diese Weise konnte das Modell anhand vorhandener Umweltbedingungen ermitteln, welches Ereignis diese Bedingungen verursacht haben könnte.

Cox und Keller fütterten das Modell mit umfangreichen geologischen und klimatischen Daten aus der Zeit des Massenaussterbens vor 66 Millionen Jahren und ließen den Computer den wahrscheinlichsten Auslöser für diese Umweltbedingungen ermitteln.

Nachdem über 300.000 Szenarien durchgespielt wurden, kam das Computermodell zu dem Schluss, dass sowohl der Asteroideneinschlag als auch die Vulkanausbrüche im westindischen Dekkan-Trapp zum Aussterben der Dinosaurier beigetragen haben. Allerdings hätten die vulkanischen Gase des Dekkan-Trapp wahrscheinlich allein ausgereicht, um ein globales Massensterben auszulösen. Während der etwa ein Million Jahre dauernden Ausbrüche gab das Vulkangebiet geschätzte 10,4 Billionen Tonnen Kohlendioxid und 9,3 Billionen Tonnen Schwefel in die Atmosphäre ab. Diese Menge war ausreichend, um die Bedingungen auf der Erde derart unwirtlich zu gestalten, dass ein Großteil des Lebens ausgelöscht wurde.

Während dieser Zeit beschleunigte der Einschlag des Chicxulub-Asteroiden das ohnehin durch den Dekkan-Trapp ausgelöste Massenaussterben, wie Cox und Keller rekonstruierten. Das Computermodell zeigte eine drastische Abnahme der organischen Kohlenstoff-Ablagerungen in der Tiefsee rund um den Zeitpunkt des Einschlags. Dies deutet darauf hin, dass der Asteroid das Aussterben zahlreicher Tier- und Pflanzenarten verursacht hat.

Allerdings kamen die Forscher zu dem Schluss, dass die Auswirkungen des Asteroideneinschlags schwächer und kürzer waren als bisher angenommen. Die Emissionen von Kohlenstoff und Schwefeldioxid stiegen zum Zeitpunkt des Einschlags nur leicht an und verursachten daher wahrscheinlich nur einen kurzen globalen “Einschlagswinter” mit eisigen Temperaturen und blockierter Sonneneinstrahlung. Laut dem Computermodell tötete Chicxulub eher durch die direkten Folgen seines Einschlags und weniger durch langfristige Veränderungen der Atmosphäre.

Obwohl diese Berechnungen keine endgültigen Antworten liefern und wir weiterhin neue Erkenntnisse über die Ereignisse von damals gewinnen, ist Cox mit den Ergebnissen des Computermodells äußerst zufrieden. Es sei ermutigend, dass die erzielten Ergebnisse im Großen und Ganzen physikalisch plausibel sind. Das sei beeindruckend, wenn man bedenkt, dass das Modell ohne stärkere vorherige Einschränkungen technisch aus dem Ruder hätte laufen können.

Der Forscher zieht in Betracht, dieses Konzept möglicherweise auch auf andere geologische Phänomene anzuwenden, bei denen die genaue Ursache umstritten ist.

Für weitere Informationen besuchen Sie die Webseite/Quelle: https://www.scinexx.de/news/geowissen/computer-schlichtet-streit-um-dinokiller/

(Beitragsbild Mike Bird / Pexels.com)

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